„Künstler (der Gegensätze) und Modemacher?“

Tim Labenda, erfolgreicher deutscher Jungdesigner – eher Künstler als Modemacher, er vereint Gegensätze – aktuell in der Winterkollektion 2015/2016 – wie die urbane Gesellschaft mit der puren Natur und stellt dies mit unterschiedlichsten Materialien, Formen und Strukturen dar. Labenda schafft dennoch den Spagat zur tragbaren Mode, die auch die Möglichkeit offen lässt, sie für sich neu zu kombinieren und eine „eigene Vision“ entdecken zu können.

Tim Labenda arbeitet und lebt zwischen Berlin und Würzburg, absolvierte in den Anfängen eine Schneiderlehre bei Boss im Herrenbereich, studierte Modedesign in Baden-Württemberg und arbeitete bei Kenneth Cole in New York und Ute Ploier in Wien als Designer. Heute hat Labenda sein eigenes Modelabel, ein Atelier in Würzburg und Showrooms in Berlin. Er ist ein Designer des neugegründeten „Berliner Mode Salons“ zur Förderung der deutschen Mode u.a. initiiert von Christiane Arp, Chefredakteurin der deutschen Vogue.

Warum haben Sie Würzburg als Standort für Ihr Atelier gewählt?

Tim Labenda: Ich mag den Gegensatz von Großstadt – Berlin und das etwas ruhigere Umfeld einer Kleinstadt, zudem habe ich in der Nähe studiert und viele soziale Kontakte.

Spiegelt sich hier auch das Thema Ihrer aktuellen Winterkollektion 2015/2016?

Tim Labenda:  Ja, wenn Sie so wollen, in der kommenden Winterkollektion versuche ich Gegensätze zu überwinden und die Natur als beruhigenden Rückzugsort in die urbane Gesellschaft einzubringen oder auch den sozialen Aspekt in die Abgeschiedenheit.

„ … tragbare Mode, die auch die Möglichkeit offen lässt, sie für sich neu zu kombinieren und eine „eigene Vision“ entdecken zu können … „

Was hat Sie inspiriert zu diesem Thema und wie haben Sie es in der Kollektion umgesetzt?

Tim Labenda: Die Idee entstand durch den Film „into the wild“ von Sean Penn, der eindrucksvoll die Gegensätze von Natur zur urbanen Gesellschaft schildert und dem Hauptprotagonisten, der schließlich der puren und reinen Faszination der Natur nachgibt und sich für ein Leben in Abgeschiedenheit und Ruhe entscheidet.

Ich versuche dieses Gefühl von Freiheit und purem Leben umzusetzen in umhüllende Formen, die Leichtigkeit und Sicherheit zugleich vermitteln, in ruhegebenden angenehmen Farbtönen, ich kombiniere verschiedene Materialien, die sich in Struktur und Oberfläche unterscheiden – glatt und rau – Filz und Kaschmir – eben wie eine natürliche Umgebung selbst.

Wie würden Sie Ihre Designs und Ihren Stil generell beschreiben?

Tim Labenda: Meine Kollektionen prägen sich durch geradlinige, cleane Verläufe mit maskulinen Attributen, die jedoch die feminine Seite nicht schmälern.

Generell geht ein Designer von einem bestimmten Frauenbild aus, das ist heute sicherlich ein anderes wie am Anfang meiner Karriere, auch hier findet eine Entwicklung statt, heute ist die Frau für die ich schneidere gefestigter in ihrer Substanz, reifer und intellektueller geworden. Es ist ein Prozess, man lernt die Frau – für die man schneidert – immer besser kennen.

Tim Labenda im Gespräch mit Roselinde Friedrich

Sie haben die letzten 2 Jahre einen unglaublichen Senkrechtstart erlebt. Haben Sie auch Unterstützung von außen erfahren dürfen, was raten Sie einem Newcomer?

Tim Labenda: Mein persönlicher Weg war es, mich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, mein Gesicht und mein Können zu zeigen, um so auf mich aufmerksam zu machen. Ich war überwältigt, als Christiane Arp – damalige Gastjurorin in der Fashionshow „Fashion Hero“ – sich für mich interessierte und mich bis heute als Mentorin begleitet.

Das Leben der Jungdesigner in Deutschland ist hart und ohne Unterstützung und Fördermittel ist ein Überleben kaum möglich. Der “Vogue Salon”, gegründet 2011 bietet Nachwuchsdesignern eine Plattform, um mit der Modebranche und dem nationalen und internationalen Einzelhandel in Kontakt zu kommen und ihr Können zu präsentieren.

Sie sind mit zahlreichen Interviews und Kollektionen in der Vogue vertreten – aktuell in der Februar-Ausgabe print und online – waren 4 mal Designer im Vogue Salon und seit Januar 2015 sind Sie fester Bestandteil im neugegründeten „Berliner Mode Salon“ – einer Initiative zur Förderung der deutschen Mode. Wo sehen Sie Ihre weiteren Schritte?

Tim Labenda: Die Zukunft ist sicherlich ein Prozess, wohin dieser führt, ist noch offen – es würde mich freuen, wenn wir für die wirtschaftliche Seite in Zukunft mehr Sicherheit bekommen könnten.

Wie können Sie diese wirtschaftliche Sicherheit noch erreichen, wird es Kooperationen zum Handel oder anderen Labels geben?

Tim Labenda: Die Zeichen stehen gut, wir konnten beispielsweise für die Winterkollektion 2014/2015 mit dem Unternehmen „Zalando“ einen starken Vertriebspartner gewinnen, der sich durch höherpreisige kreative Designermode ein neues zusätzliches Image schaffte. Es ist hingegen nicht leicht in den großen Modehäusern wie KADEWE oder Oberpollinger als Jungdesigner mit einem kreativen und erklärungsbedürftigen Produkthintergrund die “Nichtinsider” zu erreichen, deshalb ist es nötig sich zunächst eigene Nischen zu schaffen.

„Das Leben der Jungdesigner in Deutschland ist hart und ohne Unterstützung durch Mentoren und Fördermittel ist ein Überleben kaum möglich.“

Wie eng arbeiten die Designer in Deutschland zusammen?

Tim Labenda: Jeder Designer ist sehr individuell und auf seine Konzeptionen und Kollektionen fixiert, deshalb sind Kooperationen hier eher unüblich, jedoch werden durchaus enge Freundschaften gepflegt.

Sehen Sie sich in naher Zukunft auch auf dem internationalen Markt? Werden Sie in den großen internationalen Modemetropolen wie Paris, Mailand, New York und London ausstellen?

Tim Labenda: Man weiß nicht wohin der Weg führt, sollte sich aber keiner Chance verschließen. Wir haben auch Lust auf eine internationale Marke.

Initiativen wie der Berliner Mode Salon und das zeitgleich entstandene „German Fashion Design Council“ (GFDC) – eine Förderinitiative nach britischen und amerikanischen Vorbild und dort bereits für viele Karrieren verantwortlich – sind in Deutschland dringend notwendig, – dank an Christiane Arp und den anderen Initiatoren – um deutsche Designer-Talente zu fördern und auch international zu platzieren und Deutschland als Modemetropole wahrnehmen zu lassen.
 
Wenn Sie Tim Labenda fragen, „wo willst Du hin – wo soll das Label „Labenda“ in 5 Jahren stehen?“ so sieht er sich und seine Designkunst in einem Entwicklungsprozess, der auch internationales Potential hat, er lässt sich weiterhin inspirieren von Menschen, Natur, Filmen Geschichten und wird auch in Zukunft kreative Designermode erschaffen als einer der vielversprechendsten Jungdesigner unseres Landes – made in Germany – freuen wir uns darauf!

„ … heute ist die Frau für die ich schneidere gefestigter in ihrer Substanz, reifer und intellektueller geworden. Es ist ein Prozess – man lernt die Frau, für die man schneidert – immer besser kennen …“

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