Der Kommentar

„Der Gutmensch in seiner natürlichen Umgebung“

Kennen Sie diese unerreichbaren von vermeintlich allen Seiten bewunderten Gutmenschen? Sind diese Gestalten Ihnen genauso suspekt wie mir? Gut, man muss dazu sagen, ich habe im Laufe meines Lebens auch schon einige Erfahrungen mit diesen sich gerne in ihrem eigenen Gut-Image sonnenden Menschen gemacht. Sie sind teil jeder Charity-Veranstaltung und Sammelaktion, die irgendwie ein breites Publikum findet. Denn Publikum ist das allerwichtigste für diese leider nicht seltene Gattung. Ich spreche hier natürlich nicht von den bewundernswerten Persönlichkeiten, die heimlich oder unaufgeregt Gutes für Mensch und Tier tun, selbstverständlich am liebsten ohne öffentliches Aufsehen, denn dieses ist ihnen nicht wichtig sondern rein der Zweck ihres Tuns.

Ganz anders bei der Variante Gutmensch, die ich gerade mit hochgezogener Augenbraue betrachte, die mir – ganz ehrlich – ungemein auf die Nerven geht. Kennen Sie Anlässe wie diesen: „Ach, ich wünsche mir nichts zum Geburtstag – ich schicke Euch eine Spenden-Kontonummer … „?Ist das nicht ätzend, sie wollen Ihren Freunden oder Bekannten ein nettes Geschenk mitbringen und sind jetzt in der Situation unfreiwillig eine Spende an eine Institution überweisen zu müssen, von der sie noch nie etwas gehört haben. Ich halte das für eine so unhöfliche Bevormundung und auch mit dem versteckten Zeigefinger gemachte Unterstellung – „Naja, von alleine kommen die ja nicht drauf!“

Nein, ich möchte spenden an wenn und wann ich es möchte und für richtig halte! Zudem mag ich es ganz und gar nicht, wenn man sein Gut-Mensch-Wirken so in den Mittelpunkt und die Öffentlichkeit stellt – meistens stimmt dann doch etwas nicht – oder, was meinen Sie?

Hier handelt es sich oftmals um Persönlichkeiten, die nur nach außen gut wirken und im echten und alltäglichen Leben nicht viel übrig haben für Ihre Mitmenschen. Die vielen Kleinigkeiten, die man für seine Mitstreiter täglich tun könnte, bestenfalls völlig übersehen. Schade, das Gute – so finde ich zumindest – fängt doch immer leise und im Kleinen an, meist unbemerkt, vielleicht sogar von Demjenigen, dem es zugute kommt.

Die kleinen Freundlichkeiten im Alltag sind das Wichtige, die nette Dame, die uns an der Einkaufskasse den Vortritt lässt, der junge Mann der uns die Vorfahrt gibt, der Mensch, der uns mit einem besseren Gefühl gehen lässt als wir gekommen sind oder ein Freund, der immer ein offenes Ohr hat und die immerwährende Unterstützung unserer Lieben, egal was wir wieder für neue spannende Ideen ausgraben.

In diesem Sinne, seien wir gut zueinander!

Ihre Roselinde

Photo Credit – Lena Hoschek

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